18. Sept. 20 Uhr – SINNENBRAND

Samstag, 18. September – 20 Uhr

SINNENBRAND
performt ein Fest für
H.C.ARTMANN
zum einhundertsten Geburtstag

Der Bonvivant und Bürgerschreck H.C.Artmann aus Breitensee war ein liebenswerter Rebell. Ein virtuoser Sprachspieler. Ein literarischer Globetrotter. Ein Mensch mit der Neugier eines Kindes. Angetrieben von zügellosem Wissensdrang und grenzenloser Fantasie ließ er die Realität oft hinter sich.

Der später als H.C. Artmann gefeierte schillernde Schriftsteller wuchs in einem winzigen Kabinett mit Fenster auf die Gasse auf. Zwischen Breitenseer Bassena, tristem Alltag und der Poesie der Wiener Vorstadt. Sein Vater war Schuster. Sein Sohn hätte ihn gerne als Seemann gesehen. Voller Sehnsucht beschreibt Artmann später die Abenteuer in fiktiven, weit entfernten Kontinenten.

Bereits als Vierzehnjähriger begann er mit außergewöhnlichem Sprachgefühl wie besessen zu lesen, erlernte durch Selbststudium zahlreiche Sprachen. Er arbeitete als Lehrling in einer Chinasilber-Erzeugung.

Zweiter Weltkrieg. Oberschenkel-Durchschuss. Neun Monate Lazarett. Zweieinhalb Jahre Strafkolonie in Sibirien, Finnland, Frankreich.

Am 14. April 1945 verfasste der 24-jährige sein erstes Gedicht.

Er arbeitete als Dolmetscher bei der amerikanischen Militärpolizei, er übersetzte Dichtungen und Romane aus dem Schwedischen, dem Spanischen, Englischen, Französischem. Er versuchte sich als Edel-Statist im Burgtheater.

In dieser Lebensphase gab es jede Nacht exzessive Kaffeehaus-, Keller- und Kneipenexerzitien. Um den fantasievollen Sprachspieler formierte sich 1953 die Wiener Gruppe, ein Kreis experimenteller Schriftsteller.

Zwei Jahre danach erschienen Artmanns Dialektgedichte „med ana schwoazzn dintn“. Poesie pur. Artmanns erster Erfolg. Der Band mit den Balladen aus der Vorstadt wurde zur literarischen Sensation, der bald auch international gefeiert wurde.

Der Gentleman nahm seine Reisekoffer, man wusste nicht, ob er gerade in Grönland, in Schottland, Schweden oder in den Niederlanden war.

SINNENBRAND
sind
Peter Assmann, Ferdinand Götz, Paul Jaeg, Richard Wall

Über die Schnittstellen zwischen Literatur, Malerei und Musik schmelzen hinweg die Feuerchen von Assmann, Götz, Jaeg und Wall, Luntenleger coram publico, stets Pinsel, Bleistift, Akkordeon, Zither im Anschlag, mit vesengten Narrenkappen über ihren Augen und selbstgebastelten altgriechischen Tragödienmasken im Talon.

Sinnenbrand hat sich diesen Namen vor allem deshalb gegeben, weil das Feuer für Wärme, Ausdehnung und Bewegung steht und jede Form von Sinnlichkeit, Welterfahrung in sich trägt. Solche Erfahrungen gehören beständig gehört, gebildet und begriffen, vor allem jedoch in Bewegung versetzt, damit hier und jetzt immer wieder möglicherweise Kunst werden kann.