08.05.2015 – 07.06.2015 – ANIMAL FARM

Malerei, Fotos, Installation, Film, Literatur

Kuratiert von Ferdinand Götz und Charles Kaltenbacher
Dank an Brigitte und Helmut Loidl

KünstlerInnen:
Tassilo Blittersdorf
Elle Fee
Ferdinand Götz
Charles Kaltenbacher
Kai Kuss
Ulrike Neumaier
Ingeborg Strobl
Joyce Rohrmoser
Thomas Rucker
Evalie Wagner

Performance mit der Gruppe:
Das Fleisch ist süß

Es spricht Rudolf Vogtenhuber: Zur Poesie der Taube

Tiere gibt es seit jeher in der Kunst. Bereits in der Höhlenmalerei der prähistorischen Urzeit bilden Tiere und weniger Menschen die ersten Motive der Darstellungen. Sie berichten von Jagd und Zauber, Lebenswelt und Magie. Immer schon waren Tiere ein Vergleichsmaßstab für das Menschsein, vergewisserten sich Menschen ihrer selbst durch Konfrontation mit dem Animalischen, dem Fremden, dem Anderen. Die sich verändernden Auffassungen über die Tiere spiegeln das Selbstverständnis der Menschen nicht weniger als ihre religiösen Gottesvorstellungen.

Gedanken

von Evalie Wagner, 2015

„Das Tier hat etwas Geheimnisvolles, das, anders als die Geheimnisse der Höhlen, Berge und Meere, sich in besonderer eise an den Menschen wendet.“ (Berger 1981: 14). Sich den Tieren anzuvertrauen ist oft einfacher als den Menschen. Dieser Affinität zum Animalen liegt eine lange soziokulturelle Geschichte der Kunst zugrunde. Denn das erste thematische Objekt in der prähistorischen Malerei war das Tier und bis heute zieht es KünstlerInnen aller Genres in den Bann. „Zu seinem Beistand braucht der moderne Künstler ein Wesen, das noch im direkten Austausch mit anderen Lebensformen zu sein scheint…“ (Haslinger 2000: 27) Die Darstellung, der Umgang mit Tieren im Laufe der Jahrhunderte gibt tiefe Einblicke in das jeweilige Weltbild und die vorhandenen Wertvorstellungen. Tiere verkörpern das Bindeglied zur Natur. Menschen bewundern ihre Unabhängigkeit, ihre Instinkte, ihre Fähigkeit in der Wildnis zurechtzukommen. Obgleich unberührte Natur weitgehend von Kulturlandschaft verdrängt wurde, fungieren Tiere metaphorisch als ihre Vermittler und sind gleichzeitig die größten Verbündeten des Menschen. „Aber die ihm fehlende Sprache, sein Schweigen gewährleisten seine Distanz, seine Verschiedenheit, seine Ausgeschlossenheit vom Menschen.“ (Berger 1981: 14) Tiere sind dem Menschen ähnlich und unähnlich, sie leben, fühlen, atmen und sterben. Sie sind „geliebte, gefürchtete und gegessene Gefährten“, wie eine Ringvorlesung im Wintersemester 2011/ 2012 an der Karl-Franzens- Universität in Graz titelt. Seit jeher werden sie als Sinnbilder für menschliche Eigenschaften eingesetzt. Als Platzhalter verkörpern sie Wünsche, Begierden, Ängste und Fähigkeiten. Für manche KünstlerInnen haben die Tiere fast einen religiösen Charakter, sie betrachten sie auf eine schamanistische Art und Weise. Vielen Arbeiten liegt die Sehnsucht nach der Rückgewinnung einer verloren geglaubten , symbiotischen Beziehung von Mensch und Tier zugrunde. Ähnlich wie Josef Beuys, der das Tier oft in den Mittelpunkt seiner künstlerischen Projekte stellte. In der Performance „I like America and America likes Me“ verbringt er drei Tage eingesperrt mit einem Kojoten, dem er sich anzunähern versucht. Nach Aussage von Beuys symbolisiert der Kojote die UreinwohnerInnen Amerikas und deren Verbundenheit zur Natur. Im Spiegel der Kunst und der Tiere, so scheint es, können wir Menschen uns selber erst richtig sehen.
Literatur: Berger, John (1981) Warum sehen wir Tiere an? Das Leben der Bilder oder die Kunst des Sehens. Berlin: Verlag Klaus Wagenbach Haslinger, Regina (2000) Die Erinnerung der Kunst an das Tier In: Erika Rödiger – Diruf (Hg.): Herausforderung Tier von Beuys bis Kabakov. München: Prestel. S. 18 – 35

Ausstellungsdauer: 08.05.2015 – 07.06.2015

Video der Ausstellung „Animal Farm“