Ausstellung
THIS PAINTING IS YOU
Therese Eisenmann, Astrid Esslinger, Raffaella Busdon
Jurymitglied Wolfgang Stifter
über die Preisträgerin
anläßlich der Verleihung des oberösterreichischen Landeskulturpreis für bildende Kunst im Jahr 2009.
Therese Eisenmann
wählt mit Vorliebe als Lebensumstände Erschwernisse, die für den Normalbürger unverständlich sind, denn nur dort wird für sie ohne die Oberflächentünche des Zeitgeistes der Blick auf die Verhältnisse ungetrübt möglich. Karge Umstände lenken nicht ab, sondern fokussieren auf das Wesentliche. Diese Suche nach dem Grundsätzlichen, dem Wesentlichen von Welt/Leben/Sein/ Natur ist der Kernpunkt ihrer künstlerischen Arbeit.
Drei Motivgruppen bleiben in ihrem aktuellen Werk den Blick des aufmerksamen Beobachters im Gedächtnis: Wasserwelten, Gebirgsmassive und die zoologische Gruppe der Felidae und Panthera, übersetzt: die Spezies der Katzen und Großkatzen.
Ansatzweise möchte ich hier eintauchen in die dichten Bildwelten von Therese Eisenmann, wenn sich beispielsweise in so spezifischer Art die Wassermoleküle kräuseln, sich zu dicken Lippen zusammenziehen, dazwischen glatte Flächen bilden, die von schlierigen, sich permanent wandelnden Kraterwänden umgeben sind, Tröpfchenmuster bilden, auf und ab wogen, rhythmisch und zugleich gestört im erwarteten Gleichklang. Auftürmen und Aufbegehren, Hochgefühl und zurück Eintauchen in die Massen, Querströmungen, Richtungswechsel, Verdichtungen, Ausdünnen, Ruhe – und das alles auf einigen wenigen Quadratdezimetern: dichte Bilder, ein umgedichtetes, geniales Abbild der unermesslichen Dichte des Meeres, des ewig schleckenden Wassers, wie es Homer uns so oft in Sprachbildern vorführt.
Anderes Beispiel: Synonyme für Persönlichkeit: Großkatzen voller Spannkraft, die gelangweilt ihre Eleganz zur Schau tragen, ihre schwungvollen Lenden präsentieren und mit nachlässigem Blick das Publikum taxieren, Assoziationen erwünscht? Das fühlbare, ins Bild gesetzte Gegensatzpaar von Ruhe und Schnellkraft ist das Ergebnis.
Summa summarum: Therese Eisenmann weist schon in mittleren Jahren ein beeindruckendes Lebenswerk vor, insbesondere ein unverwechselbares.
Raffaella Busdon
Aus Triest kommend, die griechische Mythologie – Dionysos, Hermes und Ikarus – Bild geworden.
Astrid Esslinger
Astrid Esslingers künstlerisches Schaffen nahm in jener Zeit seinen Ursprung, in der die „bösen Jungs“ der „Neuen Wilden“ die Malerei beherrschten. Die 1980er-Jahre waren auch die Zeit, in der Frauen erstmals in ernstzunehmendem Umfang in das Feld der Kunst vorzudringen begannen. In dieser Zeit stieß Esslinger zum Künstlerkollektiv Stadtwerkstatt Linz. Sie war vom „Tribal Spirit“ und dem postkolonialen Widerstand der amerikanischen UreinwohnerInnen inspiriert und das Künstlerkollektiv bot ihr ein Experimentierfeld für das Ausloten alternativer Lebensentwürfe und Produktionsformen. Ihr Slogan „Leben, Wohnen, Arbeiten“ beschreibt die Geisteshaltung der Stadtwerkstatt in jener Zeit, in der Esslinger konzeptionell im Kollektiv mitwirkte.
Esslingers kreative Neugier und Energie hat bis heute zu einem spannenden Werk geführt. Ihre Suche nach falsch produzierten Wahrheiten und ihre rücksichtslose Selbstbefragung werden stets durch Skepsis, Zweifel und Humor gebrochen und sind von Überraschung, Spannung und Widersprüchen gekennzeichnet.