2. Juli – 20 Uhr bis 15. August
Die Auffaltung der Alpen wurde vor 30-35 Millionen Jahren abgeschlossen. Hier standen sie, die majestätischen Berge, durchfurcht von tiefen Tälern. Nur Gott weiß, wieso der Eine höher als der Andere ist.
Jahrmillionen später begannen die Menschen diese Wildnis zu besiedeln. Sie sollten dort nicht allein sein. Die Berggeister waren schon zugegen. Zwischen den seltsam und schauerlich geformten Felsen, wo der Witterungswechsel und manche Naturerscheinungen mit großer Heftigkeit sich zeigten, fanden die Menschen reichlich Nahrung für Geistergeschichten. Das Pfeifen der Winde in den Felsenklüften war ihnen der drohende und schadenfrohe Gesang bösartiger Dämonen. Das heulende Geschrei der Uhu und der Kauze war der Nachtgesang wilder Kobolde und Unholde, welche ihre Gelage und Tänze in der Luft hielten.
Das waren ihre Naturmythen, die wie die meisten Mythen der Gebirgsbewohner in das Gebiet des Schauerlichen hinübergingen. Aus der starken Einbildungskraft dieser Menschen erwuchsen Erzählungen, die uns heute noch als Sagen bekannt sind.
Heute sind die Geister andere.
Abschmelzende Gletscher, aufgegebene Almwirtschaften, überwucherte Wiesen, sich ausbreitende Siedlungsräume, Infrastrukturen für Freizeitaktivitäten, großtechnische Bauten für Wasser- und Energiewirtschaft und Tourismus verändern massiv die über Jahrhunderte gewachsenen alpinen Kulturlandschaften: All dies sind soziale Prozesse, die sich in die Landschaft einschreiben, und sie zu einem Nebenprodukt menschlichen Handelns machen.
Das sind die Geister, die sie riefen.
Doch sie brachten nicht nur vielfach fragwürdige Gebilde in die Berge, sie befreiten die Bevölkerung auch – man hat es fast vergessen – vor drohender Armut, vor Kindesarbeit, vor allzu kargem Leben. Die vielköpfigen Familien in den Bergen lebten damals fast ausschließlich von eigenen Erzeugnissen – Milch, Butter und Käse, Mehl aus eigenem Getreide und Kartoffel und Gemüse, was bei kalten, regnerischen Sommern eine karge Ernte versprach, die die Bevölkerung oftmals hungern ließ und auch zu Abwanderung zwang.
Mitte des 19. Jahrhunderts entwickelte sich in den Städten, unter dem Motto: „Zurück zur Natur“ eine neue bürgerliche Freizeitkultur. Die Städter begannen zu reisen, wollten in die Berge geführt werden, brauchten Unterkunft und Brot und brachten Geld. Mit diesem Geld begann man in den Bergen Hütten zu bauen. Das war ein schwieriges Unterfangen. Musste doch das Material in die Höhe getragen werden, zumeist von jungen Männern. Vielfach noch keine sechzehn Jahre alt trugen sie bis zu drei Mal am Tag, in drei bis vierstündigen Aufstiegen, bis zu achtzig Kilo auf ihren Rücken, wofür sie 10 Groschen pro Kilo erhielten. Das Geld, für sie, ein wertvolles Gut, war es doch das erste Geld – in einer weitgehend geldlosen Gesellschaft – das sie in ihren Taschen verspüren durften.
Allmählich wuchs der Wohlstand der Bevölkerung, schwere Lasten flogen jetzt die Hubschrauber in die Höhe, gesteuert von den Geistern, die sie gerufen hatten.
Die Ausstellung Alpine Landschaften in der Deutschvilla im Sommer 2021 zeigt:
Herbert Brandl – Bergbilder aus der Sammlung Angermair
Die Geister der Alpen – Performance
Abbilder des Erhabenen – Fotosammlung Willi Pechtl – Tirol
Quirin Leppert – Passfotos – Alpenpässe mit dem Fahrrad – Galerie Julius Neu – Hamburg
Georg Kauer – Felsbilder im Wolfgangseetal – (Vortrag geplant)
1893 – Eröffnung der Schafbergbahn und deren Geschichte
1927 – Bau der Stroblerhütte auf der Postalm durch Strobler Schiverein – frühes Schifahren auf der Postalm
Der röhrende Hirsch – Vom traditionellen Bild zum Kitsch
und vieles andere …..