1. Juli 2022 – 20 Uhr
DAS BILD ZUM TON
D A SB I L DZ U MT O N
von der Gestaltung des Plattencovers
1. Juli – 7. August 2022
DEUTSCHVILLA
Wollten Musikfans sich früher ein neues Album kaufen, rannten sie erst mal in eine graue Wand. Keine bunten Fotos oder ansprechenden Grafiken erwarteten die Kunden im Plattenladen, stattdessen nur „Grabsteine“. So wurden die trostlosen Verpackungen lakonisch getauft, mit denen die Musikindustrie ihre Ware bis in die späten dreißiger Jahre unter die Leute brachte. Meist waren mehrere der schwarzen Schellackscheiben in einfarbigen Schutzhüllen zu einem Album gebunden, umhüllt wurde das ganze von gräulichen Pappdeckeln und einem Kunstlederrücken.
Vorhergegangen, auf dem Weg zur ersten Schallplatte, waren diverse Entwicklungen.
1877 gelang es Thomas Edison die menschliche Stimme erstmals einzufangen und wiederzugeben. Wenig später, 1888, entwickelte der deutsche Auswanderer Emil Berliner in den USA einen Tonträger: die Schallplatte aus Hartgummi. 1897 kamen die ersten Schellackplatten auf den Markt. Diese runde Scheibe bestand aus einem Gemisch aus Schellack, Gesteinsmehl, Ruß und Pflanzenfasern. 1948 kam es zu einem weiteren Meilenstein in der Geschichte der Tonträger. Der ungarisch-amerikanische Physiker
Peter Carl Goldmark erfand die Vinyl-Schallplatte.
Bis Ende der dreißiger Jahre waren Plattenhüllen nur ein trostloser Schutz für die empfindlichen Tonträger. Dann kam der Mann, der mit den Farben tanzte: Alex Steinweiss.
1939 erfand der Grafiker, für das New Yorker Label Columbia Records, das Albumcover – und revolutionierte mit seinem Geistesblitz die Musikwelt. Es sollten bunte, plakatartige Hüllen sein, die Aufschluss gaben über die im Album enthaltene Musik.
Gleich das erste Werk des Verpackungsvisionärs wurde zum vielzitierten Klassiker. Für das Cover der „Smash Song Hits“ der Broadway-Größen Richard Rodgers und Lorenz Hart fuhr er mit einem Fotografen zum Imperial Theater an der 45. Straße. „Ich überredete den Besitzer, die Reklame eine Stunde lang so einzustellen, dass wir den Schriftzug ‚Rodgers & Hart‘ fotografieren konnten.“ Hinter das Foto legte er auf dem Cover in roter Farbe die Rillen einer stilisierten Schellackplatte – wie eine Zielscheibe, die den Blick der Käufer auf sich ziehen sollte. Steinweiss’ Erfindung ließ die Verkaufszahlen explodieren.
Die Schallplatte wurde zu einem Massenprodukt.
Das war der Auftakt einer spannende Entwicklung der Covergestaltung. Bald wurden Künstler und Designer beauftragt Cover zu gestalten. Man denke an das berühmte Bananencover von Andy Warhol, die Cover des deutschen Künstlers Josef Albers, die berühmten Cover von Pink Floyd der englischen Designgruppe: Hypgnosis. Viele davon, wahre Kunstwerke, werden in der Ausstellung zu sehen sein. Wichtige Beiträge der Musik- und Kunstgeschichte, die darüber hinaus auch immer wieder gesellschaftspolitische Themen zur Sprache brachten.
Am Eröffnungsabend werden in jedem unserer 3 Stockwerke Diskjockeys Kostbarkeiten aus ihren Plattenkisten zum Klingen bringen.
Bilder: Bowie / Pink Floyd / Beatles